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Therapeutische Kliniken

Über dieses Thema objektiv zu schreiben, fällt mir sehr schwer. Aus eigener Erfahrung und Erzählungen vieler Betroffener kann ich bis jetzt nur feststellen, daß ich noch von keiner Klinik gehört habe, die insbesondere für den Bereich "Multiple Persönlichkeiten" etwas Positives vollbracht hätte. Ich versuche es trotzdem, jedoch soll auch hier nochmal deutlich gemacht werden, daß sich jeder sein eigenes Bild machen soll. Hier ist meines.

Therapeutische Kliniken haben sicher ihre Daseinsberechtigung bei halbwegs einfachen Patienten. Für Multis sind sie im Regelfall völlig ungeeignet. Oft werden in solchen Kliniken die Patienten wie am Fließband behandelt, oft wird "erst einmal" eine Anzahl Standard-Therapien auf die Liste gesetzt, die die Patienten durchmachen müssen, ohne daß diese nach ihrer Meinung gefragt würden oder daß in irgendeiner Form überprüft würde, ob diese Therapie für speziell diesen Patienten überhaupt geeignet wäre.

Hier ein paar Beispiele, alle in der Praxis vorgekommen.

Es beginnt meistens schon bei der Aufnahme in eine Klinik. Da der Überlebensmechanismus "Multi" oft noch nicht einmal richtig anerkannt wird, kann es sein, daß man den Patienten schon bei der Erwähnung von "ich höre Stimmen" als schizophren einstuft und mit entsprechenden Medikamenten vollpumpt (die bei Schizophrenie ja wirklich funktionieren - bei Multis aber schwerste Probleme verursachen!). Oder man hat immerhin schon erkannt, daß schwere Traumata vorliegen und stuft den Patienten dann als "PTB" ein ("Posttraumatische Belastungsstörungen"). Die hat er ja auch, aber es handelt sich nicht nur um ein Trauma und nicht nur um eine Situation, in der es zustande kam, nicht nur um einen Täter, nicht nur um eine Innenperson. "PTB" alleine reicht also als Diagnose bei weitem nicht aus, um eine Therapie anzusetzen.

Oder es kommen während der Therapie unterschiedliche Innenpersonen heraus, von Kindern bis zu Erwachsenen, die in schneller Folge nacheinander ganz unterschiedliche Stimmungen nach außen zeigen. Ergebnis dann oft: Dieser Patient ist emotional instabil, das muß ein Borderliner sein - was natürlich totaler Unsinn ist. Hier wurde einfach nicht festgestellt, daß es sich nicht um EINE Person mit vielen Stimmungen, sondern um verschiedene Personen mit individueller Stimmung handelte, die untereinander von ihrer Existenz sehr wahrscheinlich noch nichts wußten.

Dazu kommt, daß neben den Traumata auch viele Multis unter weiteren Problemen leiden (wobei jede Innenperson auch noch ganz unterschiedliche Probleme haben kann und das ist nicht selten der Fall). Da gibt es also auch Magersucht, Fettleibigkeit, Waschzwang, SVV ("Selbstverletzendes Verhalten"), Borderline und vieles mehr.

Ein Therapeut, der sich einfach nur eines dieser Probleme ansieht, denkt sich, da muß man halt an diesem Problem arbeiten, setzt eine Therapie an und schon ist das Kind wieder in den Brunnen gefallen, denn daß der Patient multi ist, hat er gar nicht mehr gesehen, muß aber unbedingt berücksichtigt werden.

Bestimmt gibt es Patienten, die "einfache" Neurosen haben, die ein wenig animiert werden müssen, um bestimmte Therapieschritte durchzuführen. Jedoch ist der Therapeut für alle Patienten nicht als der kommandierende Chef anzusehen, sondern als Begleitung und Anleitung auf dem Weg zu einem besseren Leben. Leider wird das Vertrauensverhältnis, daß die Patienten zu ihren Therapeuten aufbauen müssen, um weiterzukommen, nicht selten mißbraucht. Da werden dann die persönlichen Bedürfnisse mit Füßen getreten und Therapeuten behandeln ihre Patienten wie unmündige Kinder, zwingen sie zu Dingen, von denen sie meinen, daß es das richtige sei, ohne auf die speziellen Notwendigkeiten einzugehen.

Ein Beispiel hierzu: Man kann nicht einen Magersüchtigen, einen Multi und einen Borderliner in ein und dieselbe Gruppe stecken und mit jedem während einer Sitzung auch noch exakt das gleiche durchziehen. Jeder von ihnen hat schon alleine andere Probleme und man muß auf jeden Fall auf jeden einzeln eingehen.


An dieser Stelle eine kleine Warnung, bitte diesen Artikel nicht weiterlesen, wenn Du triggergefährdet bist. Es folgen ein paar Beschreibungen aus einer Klinik, die mich auf jeden Fall eher an Täter als an eine Therapeutische Klinik erinnern...
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Es beginnt bereits mit kleinen Dingen. Um die Patienten zu "motivieren", fährt man sie an mit Sprüchen wie "Stellen Sie sich gefälligst nicht so an!" - "Das interessiert mich nicht, ich bin der Therapeut und ich weiß am besten, was gut für Sie ist!" - "Sie müssen das hier machen, sonst kommen Sie nicht weiter!" - "Wenn Sie das nicht machen, müssen Sie gehen!" - "Ich führe das hier nur aus, das ist von oben so angeordnet worden und die wissen, was richtig ist!" usw.

Schon bei solchen Sprüchen sträuben sich mir die Haare. Vielleicht hat es sich bei solchen Leuten noch nicht herumgesprochen, aber Traumapatienten mit Traumata aus einer schweren Kindheit mit brutalen Eltern heraus haben oft ihr ganzes Leben lang mit Zwängen zu tun gehabt. Nicht solchen Zwang, morgens aufzustehen und zur Arbeit zu gehen, weil man was verdienen muß. Sondern brutale Mißhandelungen aus völlig widersprüchlichen Gründen, die sehr oft nur den Zweck hatten, die Seele des Kindes zu zerbrechen und keinerlei Selbstbewußtsein mehr übrigzulassen, um als williges Opfer für Zwecke grausamster Art mißbraucht werden zu können. Das ist der Alltag, den die meisten Multis erlebt haben! Und auch andere Patienten in solchen Kliniken, wenn vielleicht auch nicht immer so schlimm.

Bringt man einen solchermaßen traumatisierten Menschen mit solchen "Therapeuten" zusammen, sind sie schon auf dem besten Weg zum dicksten Flashback. Oder es entstehen (bei Multis) gleich neue Personen, da es sich hier wieder um eine Bedrohungssituation handelt, auf die das ganze Überlebenssystem reagiert, wie es das immer gemacht hat: Indem eine neue Person entsteht, die das aushalten können muß.

Ganz nebenbei wird mit solchen Sprüchen massiv mit den Ängsten auch weniger traumatisierter Patienten gespielt, die z.B. nur über mangelndes Selbstbewußtsein verfügen, sich dagegen zu wehren. Eine Aussage wie "...sonst müssen Sie gehen" halte ich persönlich sogar schlicht für eine Erpressung. Auf den Entlassungspapieren steht dann nämlich nicht mehr als "nicht therapierbar" zusammen mit etwas fachchinesischem Gewäsch, und die Krankenkasse überlegt sich dann, ob sie nochmal eine neue Therapie bezahlt. Das ist ja dann ein wunderbares Druckmittel....denn immerhin verdient eine Klinik an jedem Tag Anwesenheit eines Patienten ein stattliches Sümmchen.

Leider war das erst das harmloseste Beispiel. Es gibt doch tatsächlich "Therapeuten", die es für eine sinnvolle Therapie halten, beispielsweise einen magersüchtigen Menschen einer Spiegelkonfrontation auszusetzen, weil sie der Meinung sind, mit dem Schockerlebnis über ihren Anblick etwas bewegen zu können. Oder die Multis (ohne auf die Tatsache, daß sie multi sind, einzugehen) auf Video aufnehmen und sie nachher zwingen, sich die Videos anzusehen (zum Beispiel, weil als eines der Probleme Fettleibigkeit oder Magersucht existiert).

Ich frage mich bei solchen Leuten ernsthaft, auf welchem Flohmarkt solche Diplome verkauft werden. Vielleicht hat es sich ja noch nicht bis zu denen herumgesprochen - aber magersüchtig wird man i.d.R. nicht, weil man in Zeitschriften die tollen Bodies irgendwelcher Magermodels gesehen hat und auch unbedingt so sein möchte (das mag es auch geben). Magersucht ist sehr oft eine Überlebensstrategie eines schwer mißbrauchten Kindes, ebenso wie Fettleibigkeit. Diese Menschen haben sehr oft sehr schlimmen sexuellen Mißbrauch erlebt und wissen sehr genau, wie sie aussehen, denn sie WOLLEN so aussehen. Und zwar nicht, weil sie es so schön fänden, sondern weil sie auf diese Weise brutalen Tätern zu entgehen versuchen, die sie damit für unattraktiv halten!

Vielleicht sollte mal jemand darüber nachdenken, warum Magersucht so oft nur bei Frauen vorkommt und viel weniger Männer betroffen sind. Vielleicht sollte mal jemand die Statistiken mit denen von Mißbrauchsopfern vergleichen, dann würden sicher noch ein paar Zahlen sehr auffällig werden.

Aber zurück zum Thema. Die beiden genannten Überlebensstrategien haben also sehr oft schwerste Traumata als Ursache und das einzige, was diesen sogenannten "Therapeuten" dazu einfällt, ist, sie noch mehr zu traumatisieren. Als Beispiel werden Magersüchtige dazu gezwungen, eine bestimmte Menge pro Woche zuzunehmen, andernfalls landen sie "im Programm". Was bedeutet, daß sie keine Besuche bekommen, keine Anrufe, kein Fernsehen usw. Also wieder ein neuer Zwang. Oder bei den Übergewichtigen werden die persönlichen Spinde durchsucht und man zwingt sie dazu, gefundene Süßigkeiten selbst zu entsorgen und der Entsorgung zuzusehen.

Und um nochmal auf die Videos zurückzukommen: Sehr viele Multis hatten es zu tun mit Kinderpornographie in professionellen Kreisen, wo entsprechende Szenen immer wieder auf Video aufgenommen wurden, um sie für viel Geld zu verkaufen. Doch das interessiert ja den gelangweilten Therapeuten nicht, der um 16 Uhr nach Hause geht und sich einen Dreck um die geschundenen Seelen kümmert, die er in der Klinik zurückläßt.

Für meine Begriffe werden selbst Verbrecher in einem Zuchthaus besser behandelt.

Wie kommt es wohl, daß so viele Multis immer wieder nach neuen Therapeuten und neuen Kliniken suchen? Wie kommt es wohl, daß viele aus der Klinik mit noch mehr Problemen herauskommen, als sie hereingegangen sind?


Nein, dies soll keine Hetzkampagne gegen jede Art von Therapie sein, ganz und gar nicht. Zum Glück gibt es auch wirklich gute Therapeuten, die auf die Menschen individuell eingehen, die sie vor sich haben, die sich zuerst mit den Ursachen eines Traumas (gründlich!) befassen und dann ganz vorsichtig eine Richtung einschlagen, diese aber auch jederzeit zu ändern in der Lage sind, wenn sie merken, daß es nicht die richtige Richtung ist. Klar kostet das viel mehr Mühe und klar kommt es dabei auch mal vor, daß man seinen Feierabend auch schon mal abschreiben muß. Aber bei solchen Therapeuten hat man es mit Menschen zu tun. Menschen, die mit offenen Augen durch das Leben gehen, die versuchen, ihr Gegenüber zu verstehen, die versuchen, nachzuvollziehen, welch schlimmes Chaos in dem multiplen Menschen gerade vor sich geht, die darauf eingehen, es nicht nur mit EINEM Menschen zu tun zu haben, sondern im Extremfall gleich mit mehreren tausend! Jeder davon mit eigenen Traumata!

Wer sich nicht zutraut, mit Multis therapeutisch umzugehen, der sollte auf jeden Fall von vornherein die Finger davon lassen. Denn Multis sind keine Versuchskaninchen!

So, nun weißt Du, liebe(r) LeserIn, warum ich nicht gut objektiv über so ein Thema schreiben kann. Es soll sich nun jeder sein eigenes Bild machen. Ich persönlich kann nur anraten, als Multi bist Du in den meisten Fällen bei einer ambulanten Therapie am besten aufgehoben, da dort sich nur EIN Therapeut um DEINE Belange kümmert. Jetzt mußt Du "nur noch" einen finden, der dieser Aufgabe gewachsen ist. Aber verzweifle nicht, wenn es nicht beim ersten Mal klappt.

Meine Tips dazu, worauf zu achten bestimmt ganz gut sein könnte bei der Suche:

Wenn Du selbst schon eigene Therapieerfahrungen gemacht hast, positive wie negative, dann schreib' doch einfach mal, wir werden das gerne hier veröffentlichen. Vielleicht hast Du ja eigene Tips, die Anderen helfen könnten, einen guten Therapeuten zu finden oder Warnungen, was sie auf keinen Fall machen sollten?

Hier ein Erfahrungsbericht, den uns Minka zugeschickt hat:

"Hi, wir haben den Beitrag über die Klinikerfahrung gelesen. Haben auch jahrelang solche Erfahrungen gemacht. Vor einigen Jahren haben wir allerdings eine Klinik gefunden in der es einen Therapeuten gibt der ganz speziell auf unsere Bedürfnisse eingeht. Er behandelt uns auch ambulant. Wir habe so viele positieve Erlebnisse gehabt seid wir dort zum ersten Mal gewesen sind. Wir dürfen selber entscheiden welche Therapien wir machen möchten, oder auch nicht. Unser Thera macht uns immer nur Vorschläge und wir können sie dann annehmen oder ablehnen. Wir haben auch schon mit Video gearbeitet, aber es war sein Vorschlag und unsere Entscheidung. Bei unserem letzten Aufenthalt konnten wir uns nicht zu einer Videoaufzeichnung entscheiden und es war völlig in Ordnung. Einige von uns haben Schwierigkeiten mit dem Behandlungszimmer, dann geht er ganz einfach mit uns woanders hin. Wir haben wirklich lange gesucht, aber es hat sich so gelohnt."

Und Andrea, 39, schreibt dazu folgendes:

"Bin w. 39! Habe seit Kindheitsmissbrauch immer, immer alleine mit meinen Innis gelebt. Konnte es nie, nie jemandem sagen. Ich ging fast kaputt! Immer wenn ich Vertrauen hatte zu einem Psychiater, ging das Vertrauen irgendwie wieder kaputt. Konnte es so keinem einzigen Lebewesen sagen. Blieb allein mit mir und den Kleinen. Das war ne enorme Last. Und im realen Leben sollte ich noch Mutter von 4 Kindern sein! Wahnsinn!

Nun kam mir der Gedanke, den Thera von früher aufzusuchen und allen Kleinen Mut zu machen, dass wir uns nicht mehr verstecken mögen. nicht mehr quälen mögen. Immer die Puppen und Legosteine, Schnullerchen und Windelchen weglegen und verstecken müssen, nur weil niemand weiß, WARUM!! Und he, Ihr glaubt es nicht, der Psychologe war ganz lieb, mit uns allen. ER hat uns nicht ausgelacht, das tat dieser Mann sowieso nie! Du, wir fühlten uns so pudelwohl! Das tat sooo gut!! Er wollte wissen, wie wir heißen und ob ich mit ihnen rede.

Und als ich schüchtern "ja" sagte, sagte er: prima! Das ist wichtig, daß ihr euch gut versteht! Zum einander gut verstehen, muss man ja reden. Dann kommt auch keiner zu kurz! Er wollte wissen, was wir alle so gerne machen und wie alt wir sind! Er mag kleine Kinder auch sehr. Wir fühlten uns jedenfalls fast wie zu hause! Aber jetzt, nicht mehr versteckt und nicht mehr mit uns allein gelassen. Nun trauen wir uns auch öffentlich, uns mal zu äußern.

Weil wir wissen, es ist jemand da, der uns auch mag, grad so wie wir sind!

Ui, das tut aber gut! Übrigens, wir sind 8 (Personen, Anm. der Redaktion)!

Jetzt, wo wir nicht mehr allein sind, vielleicht können wir auch bißchen wachsen, wenn uns genug Sicherheit gegeben wird, ui, wir freuen uns!!GEWALTIG!!"

Das zeigt, daß es auch anders gehen kann. Leider haben nicht alle soviel Glück, aber es zeigt eben auch, daß man nicht aufgeben sollte, auch wenn es mehrere Male nacheinander nicht klappt mit dem Therapeuten oder einer Klinik.

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