Multipel sein - was es alles mit sich bringt

Wenn Du gerade erst entdeckt hast, daß Du multipel bist, wird sehr viel auf einmal auf Dich einstürzen und das macht normalerweise auch viel Angst. Deine Innenpersonen haben vielleicht erst einmal das Bedürfnis, sich Dir in jeder Form mitzuteilen, weil sie es bisher nicht konnten, das ist sicher erst einmal ein großes Chaos. Auch nicht zu vergessen die vielen schlimmen Erlebnisse, die Du spätestens ab jetzt noch von den Anderen erfahren wirst (dazu mehr in den Rubriken "Schlimmes" und "Trauriges"). Diese Rubrik jedoch versucht erst einmal, das alltägliche Leben im Jetzt näher zu beleuchten, wie man mit den diversen Begleiterscheinungen, multipel zu sein, am besten zurechtkommt.

Ich bin nicht alleine

Die Erkenntnis, nicht alleine über den eigenen Körper zu verfügen, sondern sich ihn mit anderen Menschen innen zu teilen, ist am Anfang sicher erst einmal erschreckend. Wenn Du Dich mit den Anderen innen dann mal auseinandergesetzt hast und Ihr Euch nähergekommen seid, ist trotzdem wohl alles noch neu, doch sieh es mal so: Zusammen seid Ihr auch viel stärker, könnt Euch gegenseitig helfen und niemand von Euch muß je mehr alleine sein. Und trotzdem kann jeder seine eigene Welt für sich behalten, seinen Teil Privatsphäre haben. Es kommt nur darauf an, miteinander zu leben - und nicht gegeneinander. Dazu ist es notwendig, sich untereinander zu verständigen und eine gemeinsame Lösung zu finden, wie Ihr den Alltag gestalten wollt. Es ist sicher eine gute Idee, Kontakt zu anderen Multiplen aufzunehmen, die damit schon länger Erfahrung haben und Euch dazu ein paar Tips geben können. (Auf der Seite "Technisches" findest Du zum Beispiel Kontaktmöglichkeiten. Aber es genügt auch, sich in entsprechenden Foren umzusehen, wie www.schotterblume.de oder www.phoenixtruppe.de usw.)

Der Blick in den Spiegel

Viele multiple Menschen schauen nicht gern in den Spiegel. Im Gegensatz zu singulären Menschen, die eben einfach sich selbst darin sehen und mehr nicht, können Multis manchmal auch ihre Innenpersonen dort sehen. Umgekehrt sehen die Innenpersonen im Spiegel den Außenkörper und seine im wesentlichen unveränderlichen Attribute, die nicht zu dem Erscheinungsbild innen passen. So wird z.B. ein Mann in einem Frauenkörper im Spiegel auch außen zwangsläufig eine Frau sehen und das ist sicher nicht einfach wegzustecken. Das führt auch bisweilen zu Problemen, wenn im Beispiel etwa der Mann mit den langen Haaren der Frau nichts anfangen kann und sie einfach abschneidet oder sich die gerade aufgelegte Schminke wieder abwäscht. Ein Punkt, über den sich alle einig werden müssen: Wer bestimmt die äußeren Attribute? Normalerweise sollte das wohl der sein, der am meisten draußen ist und das Leben außen lebt, also i.d.R. der Host. Aber das ist ja keine Vorschrift, das muß jeder für sich, für sein System entscheiden. Vielleicht klappt es bei Euch ja auch ganz toll, wenn einer die Schuhe auswählt, der nächste die Kleidung und der dritte die Frisur? Je nachdem, wie gut das dann zusammenpaßt. Was ich damit sagen will: Behaltet immer den Gedanken, Euch Euer Leben selbst so zu gestalten, wie es für Euch am besten klappt und laßt es Euch nicht von außen vorschreiben. Denn nur Ihr könnt wissen, was gut ist für Euch.